Im Verlauf unseres Lebens kommen wir Menschen immer wieder in Situationen, in denen wir etwas ändern und/oder uns weiterentwickeln möchten. Systemisch gesprochen möchten wir eines unser Bezugssysteme (s.u.) verändern oder verlassen. Solche Veränderungswünsche können – müssen jedoch nicht zwingend – durch Probleme oder Krisen ausgelöst werden. Manchmal ist es auch einfach das Bedürfnis nach etwas Neuem oder einem nächsten Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung. Oft spielen auch Gefühle wie Unzufriedenheit oder Unsicherheit eine Rolle, oder die Wahrnehmung einer inneren oder äußeren Blockade.
Der Begriff systemisch stammt aus der Systemtheorie und ist mit dem alltagssprachlichen Wort systematisch nur dem Namen nach verwandt. Während der Begriff systematisch bedeutet, dass etwas in einer bestimmten, festgelgten Art und Weise gemacht wird – eben so, wie es das jeweilige System (im Sinne von Regelwerk) vorgibt – , bezieht sich der Begriff systemisch auf die Beziehungen und Wirkungszusammenhänge, die in einem System bestehen. In der Systemtheorie werden z.B. nach Niklas Luhmann drei Arten von Systemen beschrieben
- biologische Systeme (Naturphänomene und Lebewesen allgemein)
- psychologische Systeme (der Mensch als Individuum und seine gedanklichen und emotionalen Prozesse)
- soziale Systeme (mehrere Menschen, die in einem Beziehungszusammenhang stehen, z.B. Familie, Unternehmen, Arbeitsteam, Schulklasse, Freunde, Nachbarn etc.
Wie oben schon angedeutet, wird im systemischen Coaching oder in systemischer Beratung oder Supervision immer der Beziehungs- und Wirkungszusammenhang der beteiligten Systeme betrachtet und wie dies das Erleben der ratsuchenden Person/en (auch Coachee oder in Anlehnung an andere Beratungskontexte wie Anwaltspraxen oder Therapie Klient/Klientin genannt) beeinflusst:
- In welchem System sieht sich der oder die Coachee?
- Welche Regeln, Muster, Mechanismen wirken in diesem System und wie nimmt der oder die Coachee diese wahr? Wie werden diese subjektiv bewertet?
- Was und wie kann die oder der Coachee für sich etwas ändern?
Systemisches Coaching orientiert sich also an der Frage „Wie kann ich die von mir als störend oder belastet erlebte Situation für mich verändern?“
Warum es dazu gekommen ist, interessiert nur soweit es hilfreich für die Lösungsfindung ist oder zur künftigen Fehlervermeidung beiträgt. Ein andauerndes Kreisen um die Frage „Wer oder was ist schuld?“wirkt eher blockierend. Die Beschäftigung mit dem Problem belässt die Aufmerksamkeit bei dem Problem. Die Beschäftigung mit möglichen Lösungen lenkt die Konzentration und Energie auf die Problemlösung.
Im systemischen Coaching geht es daher auch darum, die Perspektive zu erweitern und so den Lösungsraum zu vergrößern. Denn die Lösung ist meist schon da – nur: solange wir unseren Blick auf das Problem gerichtet halten, sehen wir sie nicht.
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